Nimm dir für dich mehr Zeit
In einem meiner letzten Artikel zum Thema Burn-out habe ich den Bereich der Selbstachtung schon angeschnitten. Dass ich es heute wieder zum Thema mache, soll die Wichtigkeit unterstreichen, die dieser Punkt für mich hat.
Mir Zeit nehmen, nur für mich?
Was soll ich dann tun?
Mal Hand aufs Herz, wann hast du dir wirklich einmal Zeit für dich selber genommen? - Für deine Wünsche und Bedürfnisse?
Vielleicht denkst du jetzt, dass du diese Zeit gar nicht hast. Da ist die Familie und der Beruf. Alles Bereiche, die dich fordern. Hier willst und musst du gut sein. Gerade im Beruf meint man heute nicht nur 100%, sondern 150% geben zu müssen, um überhaupt eine Chance zu haben.
Die Wochenenden verbringst du dann mit deiner Familie. Wenn du Pech hast, sind diese zwei Tage der Woche auch mit Aktivitäten verplant.
Dann ist das Wochenende um, und alles beginnt von neuem.
Doch wo bleibst du?
Gerade meine Generation tut sich schwer, nur für sich zu sorgen. Dies liegt oft daran, wie wir es von unseren Eltern vorgelebt bekamen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass meine Eltern sich eine Auszeit nahmen, in denen sie etwas taten, wovon nur sie Nutzen hatten, und dies auch so benannten. Etwas Sinnloses tun, einfach aus Spaß an der Freude, war undenkbar.
Wer glaubt, dass ich jetzt nur gegen die gute alte Zeit wettern möchte, dem sei gesagt: Nein, das möchte ich nicht. Jede Zeit hatte ihre Vor- und Nachteile.
Was wir jedoch erkennen müssen, sind die Veränderungen, die sich im Laufe der Jahre eingeschlichen haben. Gegenüber unseren Eltern oder gar Großeltern leben wir in einer schnelllebigeren Zeit.
Die Generationen vor uns hatten zwar oft eine höhere Stundenwoche. Die Sechs-Tagewoche war damals noch die Regel. Aber es ging alles etwas ruhiger zu. Hatte man Feierabend, so hatte man seine Ruhe.
Heute verlangen viele Arbeitgeber, dass die Mitarbeiter auch am Feierabend erreichbar sind.
Hier sei erwähnt, dass einige große Unternehmen aber schon erkannt haben, dass ihre Mitarbeiter nur optimale Leistungen bringen, wenn sie abschalten können. BMW räumt den Mitarbeitern Zeiten ein, in denen das Diensthandy ausgeschaltet werden darf.
Kein Unternehmen würde dies zugestehen, wenn sie sich dadurch keinen Vorteil erhoffen würden.
Doch Abschalten fällt, obwohl es sehr wichtig ist, schwer.
Was kannst du tun?
Räume dir Zeiten ein, die du nur für dich hast.
Wann du dir diese Zeiten nimmst, ist dir überlassen. Vielleicht gleich wenn du von der Arbeit nach Hause kommst.
Lege dir die Längen dieser Zeiten genau fest.
Vielleicht benötigst du eine Stunde oder etwas weniger, um abzuschalten.
Sprich mit deinem Partner und deiner Familie darüber.
Warum benötigst du diese Auszeit und was haben sie davon, wenn sie dich in diesem Zeitraum in Ruhe lassen? Wenn deine Familie merkt, dass du danach ausgeglichener und offener für die Belange der Familie bist, werden sie dir diese Zeit einräumen.
Tue dir etwas Gutes in deiner Zeit.
Du weißt zunächst vielleicht gar nicht, was du mit deiner Zeit anfangen sollst. Du bist es gar nicht mehr gewöhnt, etwas nur für dich zu tun.
Was hast du früher gerne getan? Gab es ein Hobby, das du gerne wieder aufleben lassen würdest? Hast du gerne Sport getrieben?
Nutze die ersten Tage, um dir zu überlegen, was dir gefallen könnte. Vielleicht möchtest du dich erst einmal nur ausruhen. Dann tue es einfach.
Irgendwann wird es dir zu öde und du wirst ganz von selbst aktiv werden. Wenn nicht, brauchst du die Ruhe. Das ist auch in Ordnung. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Wichtig ist nur, dass du weißt, dass du etwas, egal was es ist, nur für dich tust.
Am Anfang ist das für dich sicher ungewohnt. Mit der Zeit wirst du diese Auszeiten von Familie und Beruf zu schätzen wissen und dir ein Leben ohne sie nur noch schwer vorstellen können.
Zeit, die wir uns nehmen, ist Zeit,
die uns etwas gibt.
(Ernst Ferstl)
Ich wünsche dir, dass du in diesen Auszeiten sehr viel bekommst.