Kommunikation - mehr als das gesprochene Wort
Wenn wir uns auf ein Gespräch vorbereiten, beschäftigen wir uns meist nur mit dem, was wir mit Worten sagen wollen. Dies ist bei einem Bewerbungsgespräch genauso wie in allen Gesprächen, die uns wichtig sind und in denen wir etwas erreichen möchten.
Doch das gesprochene Wort ist nur ein Teil, der von Gesprächspartnern bewertet wird. Schwerwiegende Entscheidungen wie zum Beispiel die Entscheidung für den richtigen Mitarbeiter werden überwiegend aus dem Bauch heraus getroffen. Überwiegt das positive Gefühl in Bezug auf den Kandidaten, dann wird eine positive Entscheidung getroffen.
Wie aber kannst du deinen Gesprächspartner von dir überzeugen?
In meinem heutigen Blogartikel beschäftige ich mich mit der nonverbalen Kommunikation, auch als Körpersprache bekannt. Wird sie richtig eingesetzt, trägt sie zu einem positiven Gesamtbild bei.
Übersprungshandlungen
Ein Bewerbungsgespräch ähnelt, wie alle wichtigen Gespräche, in denen wir etwas erreichen möchten, einer Prüfungssituation. Wir fühlen uns in solchen Situationen häufig unsicher, da wir nicht wissen, was unser Gesprächspartner konkret von uns erwartet. Diese Unsicherheit bedeutet für unseren Körper Stress. Dieser Stress führt zu einer vermehrten Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Kortisol, die uns auf eine Fluchtreaktion vorbereiten - ein Erbe von unseren Vorfahren aus der Steinzeit.
Da unsere Vorfahren häufig in lebensgefährlichen Situationen waren, wenn sie z.B. vor gefährlichen Tieren flüchten oder sich gegen feindlichen Gruppen wehren mussten, musste der Körper in solchen Stresssituationen Höchstleistungen vollbringen. Dies bedeutete vor allem, sich schnell bewegen.
Adrenalin und Kortisol bereiteten ihn darauf vor. Und das geschieht auch heute noch, wo uns nicht mehr der Säbelzahntiger gegenüber steht, sondern ein "einfaches" Bewerbungsgespräch. Problematisch dabei ist,dass unser Körper vor allem Bewegung (Flucht) braucht, um die Hormone wieder abzubauen.
Wir können heute in Stresssituationen häufig keine Runde um den Block drehen, sondern sind gezwungen auf einem Stuhl zu sitzen. Die Folge sind Übersprungshandlungen. Kleinste Bewegungen mit dem Fuß, das Kneten der Finger oder das Spielen mit einem Stift helfen uns, unserem Bewegungsdrang nachzukommen.
Wir können aber auch der Nervosität entgegen arbeiten, indem wir sie wie einen guten Freund behandeln, der uns zum Vorstellungsgespräch begleitet. Während des Gespräches beachten wir ihn nicht weiter, sondern konzentrieren uns auf das Gesagte. Durch die Verschiebung der eigenen Aufmerksamkeit weg von der Nervosität hin zu den Gesprächsinhalten wirst du bald merken wie auf einmal etwas mehr Ruhe einkehrt.
Augenkontakt halten
In allen Gesprächen, somit auch im Bewerbungsgespräch ist der Augenkontakt zu deinem Gesprächspartner sehr wichtig.
Der ausweichende Blick zur Decke oder auf den Fußboden signalisiert deinem Gegenüber Unsicherheit. Es erweckt den Eindruck, dass du nicht zu dem stehst, was du sagst. Führst du ein Gespräch mit mehreren Personen, ist es wichtig, den Blick immer wieder von einer Person zur anderen schweifen zu lassen. So fühlen sich alle angesprochen und hören zu.
Vermeide aber den starren Blick. Dieser löst negative Gefühle beim Gegenüber aus. Du vermeidest den starren Blick, in dem du für kurze Zeit an der Person vorbei siehst. Suche aber nach wenigen Sekunden wieder den direkten Augenkontakt.
Gerade aber entspannte Körperhaltung
Unsere Körperhaltung sagt sehr viel über unsere innere Haltung aus. Viele Menschen setzten sie auch ganz gezielt ein, um das gesprochene Wort mit ihrem Körper zu unterstreichen. Gerade junge Leute die nach außen sehr sicher wirken wollen, zeigen durch ihre coole Körperhaltung dem Gegenüber eine vorgespielte Sicherheit.
Auch im Bewerbungsgespräch setzt du mit deiner Körperhaltung bestimmte Signale. Herunterhängende Schultern, gesenkter Kopf drücken auch ohne Worte sehr viel Unsicherheit aus.
Viele Bewerber setzen sich nur auf die halbe Sitzfläche. Ihre ganze Haltung erweckt den Eindruck der Flucht.
Nimm bei dem dir angebotenen Stuhl oder Sessel die ganze Sitzfläche für dich in Anspruch. Dabei solltest du eine gerade, aber nicht zu stracke Körperhaltung einnehmen. Du zeigst deinen Gesprächspartnern durch diese Haltung deine Präsens und deinen Willen, zur Gestaltung des Gespräches aktiv beizutragen.
Keine versteckten Hände
Um unsere Unsicherheit zu verbergen, stecken wir häufig unsere Hände in die Hosentasche oder legen sie auf die Beine, wenn wir an einem Tisch sitzen.
Im Gespräch sieht unser Gegenüber nur unsere Arme. Die Hände bleiben seinem Blick verborgen und somit auch durch den Körper ausgedrückte Emotionen wie Wut (die Hand zur Faust geballt) oder Freude und Offenheit (die Hände sind weit geöffnet). Auch das durch die Aufregung in uns vorhandene Zittern können wir dadurch verbergen.
Doch ich kann dir sagen, das, was du verbirgst, wird dir negativer ausgelegt, als das, was du offen zeigst. Jeder, der zum Beispiel ein Bewerbungsgespräch führt weiß, dass der Bewerber aufgeregt ist. Ein leichtes Zittern wird aus diesem Grund nicht negativ ausgelegt.
Versteckst du deine Hände, vermittelst du deinem Gegenüber, dass du etwas verbergen möchtest. Keine Person möchte eine Entscheidung zu Gunsten eines anderen treffen mit dem Gefühl, dass dieser etwas vor ihm verbirgt.
Aus diesem Grund signalisiere im Gespräch immer Offenheit. Lege deine Hände auf den Tisch vor dir, auch wenn es sich um den Tisch deines zukünftigen Chefs handelt. So sind deine Hände gut sichtbar und erwecken nicht den Eindruck, dass du etwas verbergen möchtest.
Sprich ruhig
Ich weiß noch, als ich meine ersten Seminare gehalten habe. Durch die Aufregung wurde meine Stimme oft schrill. Dies passiert vor allem bei Frauen, sobald Emotionen ins Spiel kommen (Angst, Wut, Aufregung). Auch Personaler kennen dieses Phänomen.
Viele wollen das Gespräch auch so schnell wie möglich beenden und sprechen aus diesem Grund immer schneller.
Richtiges Sprechen ist reine Übungssache. Du kannst für dich zuhause jedes geplante Gespräch oder das, was du sagen möchtest, aufnehmen. Höre es dir an. Wie schnell sprichst du? Wie klingt deine Stimme? Passt die Stimme zu dem, was du sagst? Zum Beispiel sollte deine Stimme freudig klingen, wenn du etwas Lustiges erzählst. Bei ernsteren Themen sollte sich dies auch in der Stimme widerspiegeln.
Schon mit der Veränderung deiner Körperhaltung stellst du fest, dass sich deine Stimme verändert. Bei einer geraden entspannten Körperhaltung wird deine Stimme automatisch ruhiger.
Du kannst dies für dich testen, indem du denselben Text in verschiedenen Körperpositionen sprichst und aufnimmst. Hörst du dir die Texte an, wirst du die Veränderungen in der Stimme deutlich wahrnehmen.
Einseitiges Lächeln
Genauso wie du vieles durch deine Körpersprache über deine innere Haltung verrätst, verrät dein Gesprächspartner einiges durch seine Körpersprache. Wenn du etwas sagst und bist dir nicht sicher, ob dein Gesprächspartner dir das Gesagte glaubt, achte auf seine Mimik. Dies ist sicherlich schwer, wenn dein Gesprächspartner über ein Pokerface verfügt, also keine Regung vorhanden ist.
Skepsis drücken wir Menschen jedoch meist durch eine einseitige Mimik aus. Manche ziehen eine Augenbraue nach oben oder sie lächeln nur mit einem Mundwinkel.
Fällt dir eine solche Regung bei deinem Gesprächspartner auf, dann entspricht das Gesagte nicht ganz seinen Vorstellungen.
Wenn du dich traust, sprich das Erkennen der Skepsis offen an. Doch dazu gehört natürlich Mut. Es zeigt aber auch, dass du auf deine Gesprächspartner und deren Bedenken eingehst und nicht nur einen eingeübten Text abspulst.
Zeigt dein Gesprächspartner ein Lächeln, bei dem beide Mundwinkel gleich lächeln und um seine Augen bei genauem Hinsehen kleine Lachfältchen zusehen sind, hast du ihn mit deinen Worten überzeugt
Schlussfolgerung
Du siehst mit der richtigen Körpersprache kannst du das Gesagte bestärken. Achte auf deine Körperhaltung und deine Stimme, um deine verbale Aussage positiv zu unterstreichen.