Irrgarten - Ausbildungswahl
Immer noch brechen 25% aller Auszubildenden ihre Ausbildung ab.
Warum?
An den Noten konnte es nicht liegen, denn die waren beim Unterzeichnen eines Ausbildungsvertrages beiden Parteien bekannt.
Vielleicht hat die Chemie zwischen Auszubildenden und Ausbilder nicht gestimmt.
Sicher, das kommt vor, aber gleich bei 25 Auszubildenden von Hundert? Dies kann also auch nicht der alleinige Grund sein.
Fragt man die Ausbildungsabbrecher bekommt man oft zur Antwort: "Ich habe mir das irgendwie anders vorgestellt. Das sollte ich jetzt für den Rest meines Berufslebens machen? Nein danke!"
Leider beginnen viele Berufsanfänger ihre Ausbildung mit Informationslücken. Sie fallen aus allen Wolken, wenn Sie erfahren, dass ihre Arbeitszeiten außerhalb des allgemeinen Rahmens liegen, dass bei manchen Berufen Überstunden an der Tagesordnung sind, die Bezahlung eher bescheiden ist und die Arbeit nicht unbedingt immer in geschlossenen Räumen stattfindet.
Jetzt könnten wir uns natürlich hinstellen und sagen: "Da hätten sich die jungen Leute halt besser informieren müssen!" Machen wir es uns nicht ein wenig zu leicht?
Klar hätten Sie das. Doch wer behält bei ca 365 Ausbildungsmöglichkeiten noch den Überblick? Hinzu kommen ca 9 neue Berufsausbildungen jährlich.
Vielleicht ist es auch unsere Pflicht, die wir im Berufsleben stehen, mit jungen Leuten über unsere Berufe zu sprechen, ihnen die Vor- und Nachteile in diesen Berufen zu vermitteln. Gerade Schülern sollten wir die Möglichkeit geben in verschiedene Berufe hineinzuschnuppern, auch über einen längeren Zeitraum und nicht nur an bestimmten Tagen oder ein mal im Jahr.
Es gibt doch die Schulpraktika, reicht das nicht? Ich sage: "Nein, dies reicht oft nicht." Häufig machen die Schüler das Praktikum in einem Beruf, den sie überhaupt nicht erlernen wollen, nur weil alle anderen Plätze schon besetzt waren und sie ein Praktikum in einem bestimmten Zeitrahmen machen müssen.
Gerade bei sehr beliebten Berufen ist dies oft der Fall. Bevor dann jedoch ein Praktikum in einem ganz anderen Berufsbild als Notlösung absolviert wird, sollten alle Parteien überlegen ob es nicht verwandte Ausbildungen gibt, die zwar nicht so bekannt sind, aber ebenfalls einen guten Einblick in den angestrebten Beruf gewährleisten. Hier sind die Firmen gefordert, Praktikanten auf diese Möglichkeiten hinzuweisen so dass das Praktikum sein eigentliches Ziel nicht verfehlt.
Ich denke einer Partei (Unternehmern, Schülern, Lehrern und Eltern) die Schuld an dieser Misere zu geben ist falsch. Alle zusammen müssen einen Weg finden, den richtigen Beruf an den richtigen Auszubildenden zu bringen. Nur dann kann es zum Erfolg kommen und die Zahl der Abbrüche gesenkt werden.